Webbär – das kleine Webmagazin

27.Juli 2009

Ist der SPIEGELFECHTER Antisemit?

Filed under: Antisemitismus — Schlagwörter: , , — webbaer @ 07:44

SPIEGELFECHTER ist ein beliebtes Weblog, das Jens Berger betreibt, der beruflich in der PR-Arbeit tätig ist. Der SPIEGELFECHTER verortet sich politisch im linksliberalen Spektrum und ist in der Tat in vielen Bereichen liberal – außer wenn es um die Wirtschaftspolitik geht, dann sind seine Positionen stramm links. [1]

Ein nonkonformer und gut schreibender Blogger, der ein freundliches und solides Kommunikationsverhalten pflegt und mittlerweile u.a. auch für Heise und der FREITAG schreibt. Jens Berger kleckert wenig und klotzt stattdessen, was eigentlich sehr angenehm ist, so dass der eine oder andere Klops [2] ignoriert werden darf; die generell gut recherchierten Nachrichten sind oft mit einem Augenzwinkern versehen, wodurch das diesbezügliche Wegschauen wesentlich erleichtert wird.

Ein Held unserer Zeit, ein Held der neuen Medien und ein moderner Mensch möchte man meinen:  Jein!
Jens Berger hat eine dunkle Seite und zwar seine Israel-Obsession, hier einige seiner Essays:

Die Aussagen [3], die sich beim SPIEGELFECHTER wiederholen, lassen sich in etwa wie folgt zusammenfassen:

  • Israel wirkt kriegstreiberisch
  • Der Iran ist friedliebend aufgestellt, die Israels Vernichtung androhenden Aussagen des iranischen Präsidenten sind falsch übersetzt oder zumindest falsch verstanden
  • Der Westen will „Öl für Blut“
  • Die Israelis (Soldaten, Politiker, Wähler) handeln fortlaufend verbrecherisch

Nun ist diese Sichtweise nicht ganz neu und hätte auf Webbär keinen Artikel verdient und bekommen – Antizionismus ist der gesellschaftlich anerkannte Verwandte des Antisemitismus, somit verbreitet, langweilig und oft nicht kommentierenswert. [4]

Doch es findet sich leider auch so etwas : „Bombardieren israelische Piloten gerne unschuldige Kinder und Frauen?“, und zwar als Absatzüberschrift und, wie der Kontext klar stellt, nicht etwa als rhetorische Frage, die in der Folge verneint wird, sondern als Unterstellung inhärenter Böswilligkeit. Das „hässliche Gesicht Israels“  als Artikelüberschrift sowie diese Karikatur im Stürmer-Stil runden den antisemitischen Gesamteindruck ab, den dieser SPIEGELFECHTER-Artikel hinterlässt.


[1] Wir haben es hier so zu sagen mit einer übrig gebliebenen „sozialliberalen“ Widersprüchlichkeit zu tun.
[2] bspw.: „Ein weiteres „Argument“ der Neoliberalen lässt sich leicht von jedem selbst widerlegen. Nach der neoliberalen Lehre leistet der Mensch mehr, wenn er geringer besteuert wird und dadurch mehr Geld in der Tasche hat. Wer käme aber auf die Idee, freiwillig Überstunden zu machen, einen Nebenjob oder zusätzliche Aufträge anzunehmen, wenn er genügend Geld verdient? Im Gegenteil – wenn die finanziellen Rahmenbedingungen eher mau sind, steigt auch die Bereitschaft, seine Freizeit gegen bezahlte Mehrarbeit einzutauschen.“
[3] Es gibt Unmengen weiteren Materials beim SPIEGELFECHTER zu Israel und Iran.
[4] Bemerkenswert ist eigentlich ausschließlich, dass mit dem gegen die Existenz des Staates Israel gerichteten Antizionismus nur eine einzige derartige Hasslehre existiert.

9 Kommentare »

  1. LOL, bist du paranoid!

    Kommentar von erwin — 8.August 2009 @ 16:54

  2. Nicht jede Israel-Kritik ist auch „antisemitisch“!

    Kommentar von Lydia Krasnic — 17.August 2009 @ 19:30

    • Sischer.
      Antizionismus liegt jedenfalls vor. Der Leser darf selbst urteilen, ob Antisemitismus [1] vorliegt.
      [1] ein unscharfer Begriff

      Kommentar von webbaer — 18.August 2009 @ 11:42

  3. [4] Bemerkenswert ist eigentlich ausschließlich, dass mit dem gegen die Existenz des Staates Israel gerichteten Antizionismus nur eine einzige gegen ein Land gerichtete Hasslehre existiert.c

    gerade du dürftest doch mal was vom antiamerikanismus gehört haben. abgesehen davon ist anti- (heisst soviel wie gegen, falls sie es nicht wussten) semitismus (stammt von den semiten, ne) alles andere ein unscharfer begriff. unscharf wird er erst, wenn man nicht weiss was er überhaupt bedeutet (step your wikipedia-game up) – oder ihn gezielt falsch verwenden will. ich fühle mich jedenfalls nicht vom spiegelfechter beleidigt, obwohl ich semit bin

    Kommentar von anon — 24.August 2009 @ 03:30

    • Fußnote 4 wurde überarbeitet und sagt jetzt das aus, was ursprünglich ausgesagt werden sollte. Danke für den Hinweis!
      Dass der Antisemitismus ein sehr unscharer Begriff ist, ist bspw. daran zu erkennen, dass der Webbär nun nicht weiß ob Du Jude bist. Zudem sind die Grenzen nicht klar, bspw. über die Frage, ob ein Antisemit Vernichtungswillen hat, darf gestritten werden. Muss er ihn haben, wie sind dann die anderen zu bezeichnen, die „nur“ Ressentiments und Vorurteile pflegen? Das Zentrum für Antisemitismusforschung (Berlin) tut sich auch nicht leicht, ungünstige Antisemitismusdefinitionen könnten bspw. zu einem Antisemitismus ohne Antisemiten führen.
      Antijudaismus schiene der bessere Begriff zu sein, aber der ist bereits anders besetzt.
      Beste Grüße!

      Kommentar von webbaer — 24.August 2009 @ 09:24

  4. „Israel wirkt kriegstreiberisch“
    Wurden die Siedlungen in Gaza abgebaut wie versprochen?

    „Der Iran ist friedliebend aufgestellt, die Israels Vernichtung androhenden Aussagen des iranischen Präsidenten sind falsch übersetzt oder zumindest falsch verstanden“
    Dazu sage ich Jaein. Die Berichterstattung über den Iran ist definitv nicht objektiv. Vieles wurde falsch übersetzt und/oder verstanden. Absolut friedliebend ist dieses Land allerdings auch nicht, aber auch nicht so gefährlich wie behauptet wird.

    „Der Westen will „Öl für Blut““
    Wurde der Irak nicht angegriffen und die Ölförderrechte hauptsächlich an US Unternehmen verteilt?

    „Die Israelis (Soldaten, Politiker, Wähler) handeln fortlaufend verbrecherisch“
    Werden keine Schulen bombadiert?

    Kommentar von chriwi — 26.Oktober 2009 @ 10:55

  5. Der Aufmacher „Ist der Spiegelfechter Antisemit“ fällt etwa in die Kategorie „Ist Westerwelle pädophil ?“, ein Vorwurf, der dem so Gescholtenen anhaften soll wie Pechblende, um seine zunächst durchaus wohlwollend betrachteten politischen Einlassungen final zu diskreditieren. Letzlich läuft dieser Beitrag darauf hinaus, die Begriffe Kapitalismuskritik/USA-Kritik/Israel-Kritik zu Antikapitalismus=Antiamerikanismus=Antisemitismus zu verschmelzen, als übles Gesinnungskonglomerat im öffentlichen Bewußtsein zu verankern und bei Bedarf als Symptomtrias politischer Unzurechnungsfähigkeit zu diagnostizieren. Der Angegriffene wird dem geneigten Publikum in der Diktion „Ede“ Zimmermanns schließlich als quasi-überführter Triebtäter vorgeführt („Jens Berger hat eine dunkle Seite“) – eine Strategie, die die Hofschranzen am Boden der neokonservativen Thinktanks seit geraumer Zeit in der Blogosphäre umsetzen. Übelste Desinformation.

    Kommentar von t.h.wolff — 16.März 2010 @ 16:59

    • Es ist so, dass auf Seiten der LINKEN einige Kräfte wie:
      – Hermann Dierkes (http://www.ruhrbarone.de/linkenpolitiker-dierkes-das-lappische-existenzrecht-israels/)
      – Jutta Jelpke
      – Wagenknecht, Dagdelen & Buchholz (siehe Wikipedia)
      an der Grenze zwischen Antizionismus und Antisemitismus navigieren – wobei der Antizionismus als Konstrukt selbst bereits „ein wenig“ problematisch ist.

      Gysi, Pau und andere bei der LINKEN wehren antizionistisch-antisemitische Vorhalte der o.g. Art ab, hier ist bei der genannten Partei eine interessante Debatte festzustellen. Wer die Israel- und Iran-Texte des SPIEGELFECHTERs kennt, weiss jedenfalls nicht wie er als Traditionslinker hier positioniert ist.
      Und das ist eben die interessante Frage: Wie ist der SPIEGELFECHTER in der oben beschriebenen Debatte innerhalb der Linken positioniert?

      Wenn Sie hierzu etwas wissen: Lassen Sie es raus!

      MFG
      WB

      Kommentar von webbaer — 16.März 2010 @ 17:51

  6. […] Webbär – Ist der Spiegelfechter antisemit? […]

    Pingback von Analyse der Top 5 Blogs auf wikio.de | augensinn — 19.April 2011 @ 01:17


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